Interview

MY Soaring – Interview mit Focus Yacht Design

IM DIALOG MIT FOCUS YACHT DESIGN


Abeking & Rasmussen: Mit welchen Ideen hat Focus Yacht Design das Interesse des Eigners von Soaring gewonnen?

FYD: Zunächst war es unser Konzept für die Außenlinien im Profil, das die Vorstellungen des Kunden eingefangen hat und das uns den Auftrag für das Design von Soaring einbrachte. Er war von der Idee einer sportlichen, zeitgemäßen Yacht mit klassischen Proportionen eingenommen. Wir haben versucht, dieses Konzept von den Außenlinien in das Interieur fortzuführen und an Bord wird man traditionelle Aspekte und Materialien vorfinden, die mit einer sehr modernen Formensprache kombiniert wurden, beispielsweise wurden dominante Holzoberflächen, sowohl sehr helle, als auch sehr dunkele, in Kombination und in Kontrast miteinander verwendet, sie interagieren miteinander in allen Bereichen des Schiffes. Dort, wo wir eine eher klassische Holzvertäfelung genutzt haben, wie zum Beispiel im Wellnessbereich, kombinierten wir sie mit zeitgenössischen Elemente wie Einsätzen aus farbigen Tampen.

Abeking & Rasmussen: Wie lässt sich die dem Innendesign und der Materialauswahl zugrundeliegende Inspiration erklären?

FYD: Wir haben uns auf eine relativ beschränkte Auswahl von Materialien konzentriert. Alle öffentliche Bereiche und die Gästekabinen folgen einer jeweils individuellen Variation eines gemeinsamen Themas. Dieses ist mit persönlichen Ansichten und Perspektiven des Eigners verbunden und hat eine persönliche Bedeutung für ihn. Schon zu Beginn der Zusammenarbeit schätze der Eigner unseren ganzheitlichen Ansatz und die Änderungen während der Designphase ließen sich auf ein Minimum beschränken. Gleichzeitig aber war er selbst sehr enthusiastisch und brachte sich persönlich in den Designprozess ein. Eines der Details, das wir heute besonders mögen, wurde durch den Eigner selbst vorgeschlagen: Zusammen mit ihm reisten wir nach Italien um den perfekten Stein für die hinterleuchtete Wand aus Onyx in der Bibliothek zu finden.

Abeking & Rasmussen: Welche hauptsächlichen Faktoren haben Soarings Außendesign beeinflußt?

FYD: Nun, wir wußten, daß der Eigner sich nicht für eine Yacht begeistern würde, die aussieht wie viele andere, die man in den Magazinen oder den Yachthäfen sehen kann – seine Yacht würde anders sein müssen. Für uns war es dabei wichtig, die Linien fließend, elegant und harmonisch zu halten und dabei gleichzeitig darauf zu achten, daß die äußeren Linien keine Interessenskonflikte mit der Nutzung innen bedingen. Wir haben die klassischen Proportionen Soarings mit einigen auffälligen aber begrenzten Designelementen aufgefrischt. Die Fenster vorn im Rumpf beispielsweise hätten als Einzelelemente die Kontinuität der Linien stören können, dies wurde dadurch vermieden, daß sie wie eine große einheitliche Fläche gestaltet wurden. Ein weiteres wichtiges Element ist die Linie in Form eines weit gespannten Bogens, die sich von der Bugspitze bis zur Schwimmplattform achtern spannt. Es dauerte sehr lange, die perfekte Form dafür zu finden, im Grunde experimentieren wir mit dieser Linie seit über 10 Jahren. Es ist toll, sie endlich gebaut zu sehen.

Abeking & Rasmussen: Das Büro von Focus Yacht Design liegt nicht weit entfernt von A&R. Kannst Du beschreiben, wie es war, mit der Werft zu arbeiten?

FYD: Es war wirklich ein Glücksfall für uns so nahe an der Werft zu sein. Wenn irgendwelche Schwierigkeiten auftauchten, konnten wir binnen kürzester Zeit auf der Werft sein um gemeinsam eine Lösung zu finden. Wenn man eine individuelle Yacht baut, ist das immer eine Reise ins Unbekannte mit neuen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, denn jede solche Kreation wird maßgeschneidert um den individuellen Persönlichkeiten, Bedürfnissen und Wünschen gerecht werden zu können.

Ich finde, dass das ein wenig wie ein Törn in unbekannte Gewässer ist – aufregend, aber manchmal auch respekteinflößend. Mit A&R zusammenzuarbeiten ist allerdings, als ob man mit einem erfahrenen Steuermann segelt, einem Piloten mit dem man sicher durch das Unbekannte reist. Es ist nicht nur die professionelle Erfahrung der Menschen bei Abeking, die diese Atmosphäre von Vertrauen erzeugt, sondern auch deren besonderes persönliches Engagement für ein solches Projekt.

Manchmal wäre es sicher einfach für sie gewesen, zu einer neuen Idee „nein“ zu sagen. Vielleicht, weil sie nicht im Vertrag enthalten ist, oder weil das Projekt schon weit fortgeschritten ist, oder aufgrund technischer Hürden. Wir waren während des Baus von Soaring immer wieder überrascht von der Bereitschaft des Projektteams neue Ideen mit uns zu verfolgen. Wir wussten immer, dass sie auf unserer Seite waren, dass sie nicht vorhatten, irgendwelche Abkürzungen zu nehmen und das wir uns auf ihren Rat verlassen konnten. Und oftmals war es ihre Kreativität, die uns half noch mehr zu erreichen.

Das hat den ganzen Prozess für uns sehr angenehm gemacht. Während einer unserer letzten wöchentlichen Baufortschrittsbesprechungen sagte jemand vom Team, dass er diese Besprechungen vermissen würde. Wir vermissen sie auch!

Abeking & Rasmussen: Vielen Dank.

Foto: l. nach r. Henning Krohn, Christian Schäfer, Thomas Mühe

Datum 4. April 2022
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